Wasseraufbereitung im Haushalt

Umkehrosmose

Die Umkehrosmose ist ein Prozess, der oft auch als „Filtration“ bezeichnet wird. Er ist allerdings wesentlich komplexer. Daher sollte zunächst den Begriff „Osmose“ bekannt sein.

Osmose
So nennt man beispielsweise den Transport von kleinsten Teilchen in eine Richtung von der höheren zur niedrigeren Konzentration. Praktisch lässt sich dies durch folgendes Experiment veranschaulichen: Eine Biomembran („Haut“) trennt ein mit Wasser gefülltes Gefäß in zwei Hälften mit gleichem Wasserstand. Wird dann in eine Hälfte Salz zugegeben, steigt der Pegel an, weil mehr Wasser in die Richtung der höheren Konzentration durch feinste Poren strömt, die Wasser aber kein Salz durchlassen.

Umkehrosmose
Wasser mit Verunreinigungen wird in die Aufbereitungsanlage und unter Druck durch feinste Poren einer halbdurchlässigen Membran geleitet (siehe Abbildung 33 auf Seite 270), um so die mikroskopisch feinen Stoffe aus dem Trinkwasser zu entfernen. Deshalb wird manchmal auch von einem Filter gesprochen. Das von Verunreinigungen befreite Wasser wird als Umkehrosmosewasser bezeichnet.

Umkehrosmose schematisch
Schematische Abbildung der Umkehrosmose

Entsprechend der Art der verwendeten Membran kann der Gesamtsalzgehalt durch dieses Verfahren um bis 99 % reduziert werden. Unterschiedliche Inhaltsstoffe werden unterschiedlich gut abgetrennt. Die Methode wird vor allem zur Reduktion von Salzen und Metallen eingesetzt. Die Leistung der Anlagen wird vor allem durch den Wasserdruck bestimmt. Darüber hinaus hat der pH-Wert oft einen entscheidenden Einfluss auf die Membran.

In der Regel bestehen Anlagen für private Nutzer aus einem Partikelfilter, Aktiv-Kohle-Vorfilter, der Membran, einem Puffertank und einem Aktiv-Kohle-Endfilter. Wichtig ist weiterhin zu wissen, dass die Temperatur auf den Aufbereitungsprozess mittels Umkehrosmose ebenso Einfluss hat.

Die Umkehrosmose kann anorganische Stoffe wie Blei, Kadmium, Nitrate, Sulfate, Quecksilber, Barium, Radium, Fluorid und organische Stoffe ( Bakterien und Viren) sowie Pyrogene und Proteine größtenteils aus dem Trinkwasser herausfiltern. Das so gewonnene Umkehrosmosewasser ist „demineralisiert“, da es keinerlei Mineralien mehr enthält, vergleichbar mit destilliertem Wasser.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Eliminierungsrate (Mittelwerte nach Herstellerangaben) solcher Umkehrosmosegeräte kurz nach Inbetriebnahme.

Reduktionswerte mit Umkehrosmosegerät in Prozent:

Bakterien, Viren bis zu                       100 Prozent
Asbest bis zu                                       100 Prozent
Medikamentenrückstände bis zu       99 Prozent
Schwermetalle bis zu                           98 Prozent
Pestizide bis zu                                     98 Prozent
Herbizide bis zu                                    98 Prozent
Kalk bis zu                                              97 Prozent
Phosphate bis zu                                   97 Prozent
Radioaktive Partikel bis                        96 Prozent
Nitrat bis zu                                             93 Prozent
Chloride                                                   90 Prozent

Diese Angaben stellen Idealwerte kurz nach Inbetriebnahme dar. Dass sich die Reduktionswerte nach einer gewissen Betriebsdauer oder bei fehlender Wartung verändern, ist nahe liegend. Tests bestätigen eine zunehmende Keimbelastung nach längeren Ruhezeiten des Wassers wie z.B. nach dem Urlaub.

In Abbildung 34 auf Seite 272 wird ein Größenvergleich gezeigt, mit welcher Feinheit die Membran filtert.

Die Umkehrosmose ist ein wissenschaftlich anerkanntes Verfahren und wird häufig in der Medizin z. B. bei der Urindialyse eingesetzt. Umkehrosmosegeräte arbeiten ohne Einsatz von Chemie und elektrischer Energie. Da die Membran ständig von Wasser umspült wird, werden nahezu alle Schadstoffe und Salze weggespült; eine Verkeimung ist während des Filtrationsvorganges nicht möglich. Das Umkehrosmosewasser ist für viele Haushaltsgeräte sowie für gewerbliche Automaten ideal. Da Geräte, die mit diesem demineralisierten Wasser gespeist werden, nicht mehr verkalken, kann auf umweltbelastende Reinigungsmittel verzichtet werden. Die Trinkwasseraufbereitung mit Umkehrosmosegeräten benötigt zur Herstellung von einem Liter Umkehrosmosewasser bei guten Geräten, je nach Leitungsdruck und Wassertemperatur, ca. drei bis fünf Liter Wasser. Da jedoch nur 4 % des täglichen Wasser-pro-Kopf-Verbrauchs fürs Trinken und Kochen benötigt werden, fällt diese Menge nicht entscheidend ins Gewicht.

Weitere Informationen sowie die Meinung des Autors einschließlich der Abwägung vieler Vor- und Nachteile des Systems finden Sie im

„Wasser-Praxisbuch“, ISBN 978-3-86982-009-5